Nach einem „American Breakfast“ beim Chinesen nebenan, haben wir Moab auf dem Highway 191 verlassen. Laut Reiseführer erwartete uns eine langweilige Strecke, denn die sehenswerte wäre zu lange geworden. Wir fuhren an schwarz-rot-gestreiften Hügeln vorbei, wie wir sie schon gestern hatten. Zu unserer Überraschung kam an einem der Hügel nochmals ein „Arch“ zum Vorschein. Es war der nirgends aufgeführte Wilson Arch, der uns in der Morgensonne entgegenleuchtete. Wir mussten ihn fotografieren, obwohl wir schon unzählige „Arches“ im Arches National Park aufgenommen hatten.
Im weiteren Verlauf der 191 wechselten sich sanfte, zaghaft bewachsene Hügel mit struppig bewachsenen Ebenen ab. Im Ort Monitcello, wechselten wir auf die Route 666. Der Highway drohte nun schon wieder unendlich zu werden. Nur gut, dass im Hintergrund der 3488m hohe Abajo hervorragte.
Nach weiteren 40 Meilen flacher, bewässerter, landwirtschaftlich intensiv genutzter Hochebene gelangten wir ins Mesa Verde Gebiet. Den Parkeingang passierten wir nach wenigen Meilen. Dann ging es durch einen Tunnel hindurch und anschließend in vielen Serpentinen bergauf. Die Viewpoints gaben nicht viel her, denn das Tal mit dem kleinen See war von einem Dunstschleier überzogen.
Nach ca. 20km gelangten wir zum Visitor-Center, in dem wir uns eine Eintrittskarte für das Balcony House erwarben. Die Führung sollte um 14.00 Uhr beginnen, also hatten wir noch 2 Stunden Zeit. Da die Straße gerade geteert und deshalb teilweise gesperrt wurde, beschlossen wir uns sogleich auf den Weg zu machen und die restliche Zeit im archäologischen Museum zu verbringen. Wir schauten uns einen Informationsfilm an und besichtigten die Ausstellung über die Entwicklung der Ancestral Puebloans, wie die sesshaften Indianer hier genannt werden.
Es reichte sogar noch unseren Mittagsimbiss zu verzehren, bevor der Ranger mit seinem einführenden Vortrag loslegte. Er wies uns darauf hin, dass wir körperlich fit sein müssen, so dass wir eine offene Felswand erklimmen und durch einen Tunnel krabbeln können, dessen Enge uns schon beim Kartenkauf im Visitor Center mit einem Bretterkistenexemplar anschaulich dargestellt worden war. Außerdem legte er Wert darauf, dass man sich auch an den gemauerten Wänden nicht festhielt, da sie jederzeit auf Grund ihres Alters einfallen konnten.
Als er sah, dass die Gruppe trotz der Beschreibung nicht kleiner wurde, stiegen wir am Felsen ab – zuerst, ganz harmlos, über eine „durchsichtige“ Gitterrosttreppe, dann ein Stück am Abgrund entlang bis zum ersten Aufstieg. Eine 20m hohe, an die Felswand gelehnte Leiter musste nun erklommen werden. Die Leiter bestand aus drei schlanken Baumstämmen mit Sprossen aus Ästen. Der Ranger forderte uns freundlich auf, bitte nicht nach unten zu schauen -„ihre Füße werden die Stufen schon finden“.
Mehr oder weniger zügig erklomm die Gruppe das Balcony House. Die Balcony-Häuser waren in natürliche Felsgrotten eingemauerte Siedlungen, die mit der Familie weiter ausgebaut wurden. Die Räume waren neben- und übereinander angeordnet. Das untere Stockwerk hatte die Decke vorgezogen, was wie ein Balkon aussah und dem oberen Stockwerk als Einstieg diente. Davor befand sich ein Vorraum, der zum Abgrund mit einer Mauer abgeschlossen war – vermutlich diente er als Kindergarten. Wir sollten uns nun die zweite Ebene ansehen.
Wir stiegen die Felsstufen hinauf und zwängten uns durch eine schmale, niedrige Felsspalte hindurch. Dort waren weitere Räume und der Gemeinschaftsraum, der Liva. Dieser war rund gemauert und hatte in der Mitte des Raumes eine Feuerstelle mit Kaminloch in der Decke. Unten an der dem Berg abgewandten Seite, befand sich ein rechteckiges Loch durch das der Aufwind einströmen konnte und so für Frischluft im Raum sorgte. Damit der Rauch nicht im Raum verteilt wurde, sondern nach oben abzog, wurde die einströmende Luft mit einer quer verlaufenden ca. 50cm hohen und 80cm langen Mauer abgestoppt.
Von diesem Stock ging es weiter zum Ausgang, atemberaubend!. Zuerst krabbelten wir auf allen Vieren durch einen 46cm engen Felsentunnel. Kaum wieder an der frischen Luft kam eine schmale senkrecht aufgestellte Astleiter die in Felsstufen, die mit einer Kette gesichert war, endete. Hinter uns den freien Blick auf den Canyon!
Nach diesem Hammer erholten wir uns bei einem Spaziergang auf dem Soda Canyon Trail mit herrlichen Aussichtspunkten und kühlen Waldwegen. Zwei Mal überquerte vor uns eine Hirschkuh den Weg und ein Falke zog vor und über uns seine Kreise. Unterwegs trafen wir ein Paar aus Kansas, mit dem wir uns gut unterhielten.
Dann steuerten wir den Spruce Canyon Trail auf der anderen Seite an. Ein hübscher 2,4 km langer Rundweg. Eigentlich wollten wir noch zur Pueblo Village und dem Tower House, aber die Ranger und Bauarbeiter hatten den Weg gesperrt – nach 16.30 Uhr gibts keine Anfahrt mehr. Auf dem Rückweg aus dem Park kamen wir an den Far View Lodges vorbei und bereuten, dass wir morgens schon im Motel 8 vorgebucht hatten. Die Lodges hatten einen Balkon, der den Blick auf den von der Abendsonne beschienen Canyon frei gab.
Wir bezogen unser Zimmer mit Blick auf die mit Klimaanlagen verzierte Hauswand und trösteten uns mit einem Kaffee. Nach einem Besuch der Loundry aßen wir in der Mainstreet Brewery gut zu Abend.