Vom „alpinen“ Retortenort in die Einsamkeit
Nachdem es uns in Whistler nicht so gut gefallen hatte, es sah aus wie Ischgl im Frühling, machten wir uns nach einem kurzen Rundgang durch die Fuzo auf Richtung Lac Le Jeune.
Zunächst ging es auf dem Highway 99 Richtung Pemperton. Es ging zunächst stetig bergauf, und zwar lange und anhaltend. Ziemlich auf dem höchsten Punkt kam dann ein Bergsee, ideal für ein Fotoshooting und eine erste Rast.
Auf dem weiteren Weg nach Liliooet wurde die Straße enger und es kamen sogar kurze nicht geteerte Abschnitte. In Liliooet war es Zeit für ein Mittagessen, die Wahl fiel auf den Subway und ein Footlong. Hier narrte uns das erste Mal das Navi, es wollte uns auf eine Nebenstrecke über eine alte Brücke auf den Highway zurückbringen. Diese Brücke war jedoch schon vor 25 Jahren durch eine neue „Brücke der 23 Kamele“ ersetzt worden und gesperrt. Interessant war sie trotzdem, erstens wurde die Geschichte der 23 Kamele erklärt, der Versuch als Lastentiere scheiterte, die Hälfte erfror, die andere Hälfte wurde von den hungernden und frierenden Goldgräbern aufgegessen und zweitens nistete auf einem der Querträger der alten Brücke ein Greifvogel.
Ansonsten gab Liliooet nicht viel her. Die Hauptstraße war wie im Reiseführer beschrieben eigentlich selbst für kanadische Ausmaße viel zu breit, was aber geschichtlich begründet ist, hier wurden die Fuhrwerke der Goldgräber vor der Abfahrt Richtung Norden zusammengestellt. Viele Orte Richtung Norden haben Namen wie 60Miles House oder 100Miles House, es sind ehemalige Raststationen der Goldgräber, denen man der Einfachheit halber einfach als Namen die Entfernungsangabe von Liliooet aus gegeben hat. Liliooet ist also quasi das 0Miles House.
Weiter ging es Richtung Kamloops, die Straße war wieder gut ausgebaut und wir konnten Kilometer sammeln. Gegen 17.00 Uhr kamen wir dann in LacLeJeune an. Von außen machte das Resort nicht viel her, der Empfang war jedoch freundlich und wir bekamen ein Chalet zugewiesen. Herrlich rustikal eingerichtet, mit einem Kaminfeuer und einem Schaukelstuhl, genau richtig für eine ausgiebige Rast des Fahrers. Zur Feier des Tages gönnten wir uns das angebotene Menü für 30 Dollar, es gab als Hauptgericht Hühnchen für Bärbel und ein Steak für Ute, Jens und mich. Insgesamt sehr gut, auch die Suppe und der Nachtisch, der Salat war knackig und frisch, sehr zu empfehlen.
Nach einem kleinen Spaziergang gingen Ute, Jens und ich noch ein Bier trinken, der Barkeeper zeigte uns Fotos auf seinem Handy von einem Bären, aufgenommen vor ca. 20 Minuten wie er sagte. Wir saßen noch nicht richtig, war der Bär schon wieder auf der Terasse, offensichtlich angelockt von den Resten des Vogelfutters. Da es schon ziemlich dunkel war und in der Lounge Licht brannte mussten wir ziemlich nahe an die Scheiben, um den Bär überhaupt zu sehen. Das war ihm offensichtlich etwas zu nahe und er schlug mit seiner Pranke gegen die Scheibe, offensichtlich hatte er es auf Jens abgesehen. Gott sei Dank hielt die Scheibe stand. Obwohl der Barkeeper ihn mit Hilfe eines Schirmes vertrieb, hielt dies nur kurz an, offensichtlich war immer noch was von den Körnern übrig. Dieses mal hielten wir Abstand und er trollte sich nachdem das Futter alle war. Den Heimweg machten wir dann trotzdem im Schein von zwei Taschenlampen.
Wandertag am Lac Le Jeune
Nach einem Continetal Breakfast und trockenem, aber kaltem Wetter, war hiking angesagt. Der Wirt hatte gestern zwar erzählt, dass die Seeumrundung „very slippery“ sei, weil es 6 Wochen geregnet hatte, wir marschierten aber trotzdem los. Zu Beginn wanderten wir bergauf, an ein paar bewohnten Häusern vorbei, in den Wald hinein. Bald wich der befestigte Weg einem weichen Waldweg und wir spürten den kalten Wind zwischen den Bäumen nicht mehr. Nach etwa einer Stunde durch die Pampa wurde es richtig matschig. Immer öfters mussten wir nach links oder rechts durch das Gestrüpp ausweichen, weil der Weg unpassierbar war. Trotzdem genossen wir die Stille und die gute Waldluft. Wir sahen Losungen von Elk und Deer und entdeckten nicht all zu alte Bärenspuren. Aber außer einem Laubfrosch, einem Buntspecht und ein paar anderen Vögeln war weit und breit kein Tier zu sehen.
Der Weg führte nochmals bergauf und immer wieder vergewisserten wir uns per Navi, ob wir noch auf dem richtigen Weg waren. Die Überflutungen ließen langsam nach. Nun lagen aber mehrere Bäume im Weg, so dass wir unsere sportliche Einlage für heute abhaken konnten.
Nach zweieinhalb Stunden glitzerte der See wieder durch die Bäume, den wir über einen großzügig angelegten Campingplatz ansteuerten. Die letzte halbe Stunde, bis zur Lodge, konnten wir in der Sonne am Ufer entlanggehen.
So viel frische Luft machte uns hungrig. Wir konnten dank Ute und Jens, die ihre Kaffeeportion aus dem letzten Hotel mitgebracht hatten, die Kaffeemaschine anwerfen und verspeisten genüsslich ein paar Schokostückchen dazu, die noch in der Kühlbox lagen. Danach war eine kleine Siesta angesagt.
Hotel: Lac Le Jeune Resort, Chalets, gemütlich, mäßig suber, Lage super, Parken kostenlos