Mo 16.3.15, um 9:00 Uhr starteten wir mit Neil, unserem Fahrer, ohne unseren Guide Ulli, der leider wegen Krankheit ausfiel nach Franschhoek, was übersetzt Franzosenecke heißt. Kurz vor 1700 ließen sich französische Hugenotten in dieser hügeligen Gegend, am Fuße des Drakensteingebirges neben einer dort kurz zuvor angesiedelten, niederländischen Farm nieder. Die Siedler verstanden sich gut. Bald entwickelten sie eine gemeinsame Sprache, Africaans.
Einige, die in ihrer Heimat Winzer gewesen waren, erkannten, dass sich die Gegend sehr gut für Weinanbau eignete. Die Weine verkauften sich jedoch nur schleppend und man musste befürchten, dass die Leute bald der Allgemeinheit zur Last fallen würden. Deshalb entschloss sich die Regierung, eine Weingenossenschaft für ganz Südafrika zu gründen, die Koöperatieve Wijnbouwers Vereniging van Zuid-Afrika (KWV). Die Bauern bekamen vom Monopol KWV vorgeschrieben, welche Weine sie wie anzubauen hatten und dafür konnten sie allen Wein, auch die Überproduktion, zum garantierten Festpreis abliefern. Heute sind die Vorschriften weitgehend abgeschafft und jeder kann entscheiden, was er anbaut und wie er seinen Wein ausbaut.
Niel übergab uns an eine nette Dame, die uns durch die Weinkeller führte. Diese sind hier oberirdisch, da die ersten Kellermeister es nicht anders kannten und auch die geologischen Verhältnisse den Tiefbau erschwert hätten.
Wir sahen alte Holzfässer aus französischer und amerikanischer Eiche, wie sie früher verwendet wurden; zum Teil mit kunstvollen Schnitzereien – von einem Deutschen geschnitzt. Leider war die einheimische Eiche, da zu schnell gewachsen und deshalb undicht, für den Bau von Weinfässern nicht geeignet. Heute lagern die Weine in Metallfässern aus afrikanischer Produktion. Es gibt aber auch noch die unterirdischen Tanks aus beschichtetem Beton, die befüllt werden, wenn es Überproduktionen zu lagern gibt. Der Rundgang schloss mit einer Weinprobe und anschließendem Verkauf ab.
Nach einer kurzen Stipvisite in Franchhoek durch die Einkaufsmeile, einem Park und der Kirche, ging es weiter in Richtung Stellenbosch. Wir kamen am Nelson-Mandela-Denkmal, das vor dem Gefängnis steht, in dem er die letzten Jahre seiner Haft verbracht hatte, und dem Africaans-Sprachen-Denkmal vorbei und überfuhren den Franschhoekpass. Links und rechts der Straße strahlten grüne und farbige Weinreben in der Sonne. Danach passierten wir das weiße Portal des Hotels und die Einlasskontrolle. Eine lange Allee geleitete uns zum Hotel Lanerac Manor, wo uns auf einer baumumsäumten Terrasse eine stilvoll in weiß dekorierte Tafel mit Proteas, der Nationalblume, erwartete. Auf der in Leder gehüllten Speisekarte mit IPA-Logo stand als Hauptspeise Hühnchen-Mozzarella-Basilikum-Roulade, Tagesfisch mit Spargel und Kartoffelbrei, Ribeye-Steak in Pilz-, Pfeffersauce mit Wedges, Hühnchen-, Creme-Curry mit Reis und für unsere Vegetarier eine Gemüseplatte zur Auswahl; zum Nachtisch konnten wir zwischen Capetörtchen in Vanille-Karamellsauce mit Ananaskompott, Schokoladen-Haselnuss-Brownies mit Eis und kandierten Orangen und Vanille-Mandel-Biscotti-Eiscreme mit Espresso wählen. Alles war liebevoll angerichtet.
Anschließend fuhren wir in die City zu einem halbstündigen Bummel durch die Straßen und Läden des historischen Städtchens, in dem noch viele Gebäude im kapholländischen und viktoriansichen Stil zu sehen sind.
Dann ging es weiter zum Weingut Simonsig. Ein 360Grad Panorama gibt HIER. Wir gingen an einem kleinen Weinlehrpfad vorbei, in eine hübsche Weinlaube. Dort begrüßte uns ein junger Afrikaner mit einem Degen in der Hand, mit dem schwungvoll eine Sektflasche öffnete. Wir tranken lieber den Sekt, als uns im Flaschenöffnen mit Degen zu versuchen. Die Weine wurden weniger spektakulär verkostet, bevor es dann wieder nach Kapstadt zurück ging.
Unser Hausherr Bocky reservierte uns wieder einen Tisch im Cattle Baron, wo wir uns diesmal moderater durch die Speisekarte aßen. In unserem Frühstücksraum ließen wir den Abend ausklingen.
Wer den Tag auf der Karte nachverfolgen will, bitte HIER.