Palenque

Von San Christobal fuhren wir früh morgens hoch ins Gebirge zum Mayadorf San Juan Chamula. Die Frauen, die wir auch gestern auf dem Markt gesehen haben, tragen hier aus Fell gewebte Röcke mit weißen, reich bestickten Baumwollblusen. Sie verkaufen auf dem Markt Obst und Gemüse und geflochtene Bänder. Als wir aus dem Bus ausstiegen, ging gerade eine Gruppe band- und fellbehangener Männer zu einem großen Holzkreuz und hielten eine Zeremonie mit Weihrauch und Gebeten ab. Es war der Ältestenrat und die Vertreter der umliegenden Dörfer.  Auf dem Markt hatte es ebenfalls eine Ansammlung von Männern. Polizisten mit schwarzen Fellen und Schlagstöcken, die auf einen Korb in „Judasform“ einschlugen; es sollte die Bestrafung von Judas, dem Verräter sein. Überall war fotografieren bei Freiheitsstrafe verboten.
Nach dem Anna, den Eintritt für die Kathedrale bezahlt hatte, gingen wir hinein. Innen brannten unzählige Kerzen vor den Heiligenstatuen. Es hatte auch viele kleinere Menschengruppen, die laut betend vor dünnen, brennenden Kerzen auf dem Boden saßen. Sie flehten die Heiligen um Beistand an. Inmitten war eine Gruppe, deren Geisterbeschwörerin einem Huhn das Genick brach, um besonders schwere Bösartigkeiten von der Familie zu nehmen, wie Anna uns erklärte. Als wir gerade wieder hinaus wollten, kamen der Ältestenrat, der Schamane, der Bischof und die Poliisten in die Kirche und hielten die Osterzeremonie ab, ähnlich dem Gottesdienst am Ostersonntag in streng katholischen Kirchen. Benebelt von Weihrauch suchten wir danach den Weg ins Freie.

Weiter ging die Fahrt durch die Berge. Obwohl wir uns auf über 2000m befanden, war alles dicht bewachsen und überall sah man Kühe neben den Maisfeldern grasen. In den Dörfern und an einzelnen Gehöften wurden Waren zum Verkauf angeboten. Damit die Autos auch anhalten und nur sehr langsam fahren konnten, hatten die Bewohner Schwellen mit Erde quer über die Straße gebaut, so wie es die Gemeinde vor den Schulen zuerst eingerichtet hatte. Wir benötigten für die ca 200km beinahe 5 Stunden, bis wir endlich in einem abgelegenen Restaurant unser Mittagessen einnehmen konnten. Die Bestellung wurde per Bluetooth angenommen und flott ausgeführt. Nach dem wir nebenan noch die kleine Plantage mit Bio-Hochlandkaffee besichtigt hatten, ging es weiter durch die Stadt Ocosingo, in der die Indianer all die Jahrzehnte streng unter sich geblieben sind und ihre Traditionen pflegen. Nach weiteren Kilometern kamen wir endlich zum 35m hohen Wasserfall von Agua Azula. Zuvor hatten wir zwei Mal Eintritt zu bezahlen: Die Sabatisten, eine Sekte, die von den Mayas Land geschenkt bekommen haben, forderten nun gierigerweise auch noch Wegezoll, damit sie noch zusätzlich vom Wasserfallgeschäft etwas abbekommen. Sie hatten gefordert, dass sie Anteile am Wasserfall bekommen, was die Maya natürlich nicht zugelassen haben.
Spät Abends kamen wir dann in Palenque an, wo wir, etwas außerhalb der Stadt, im Hotel Ciudad Real Quartier bezogen. Nach einer Runde im Swimmingpool und Geld abheben am Automat im Supermarkt, aßen wir hier auch und ließen den Tag in der Bar ausklingen.

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