Teotihuacan

Nach dem guten Frühstück ging es um 08:30 los, nördllich aus der Stadt hinaus zum Hauptwallfahrtsort, der Basilika von Guadelupe. Da heute Palmsonntag, der Beginn der Karwoche, ist, wurden überall duftende Rosenkränze und geflochtene Palmzweige angeboten. Es gibt mittlerweile schon die dritte Wallfahrtskirche, umgeben von einer gepflegten Parkanlage. Die erste wurde im 18. Jahrhundert an der Stelle auf dem Berg gebaut, an der dem einfachen Indianer Juan Diego, der Legende nach, Maria erschienen ist. Sie war zu klein geworden, also baute man etwas unterhalb eine zweite, größere Kirche, die Basilika. Diese steht zum einen Teil auf festem Fels. Der größere Teil sinkt langsam ab. Das schwere Erdbeben von 1985 riss tiefe Risse in das Mauerwerk, so dass die Basilika einzustürzen droht. Deshalb baute man daneben eine morderne Kirche in deren Untergeschoss heute das Marienbild aufbewahrt wird. Wir durchquerten die gerade stattfindende Messe, um vor deren Ende und Menschenansturm das Förderband zu erreichen, mit dem man an dem Bild vorbeigefahren wird, um nicht zu lange davor zu verweilen.

Dann ging es im klimatisieren Kleinbus weiter zu einer Erzeugergenossenschaft. Anschaulich zeigte uns ein Mexikaner mit Talent zum Showman die vielseitige Verwendung der Agave. Das wichtigste war ihm Bulge, ein bierähnliches Gebräu, das alle möglichen besonderen (verkaufsfördernden) Eigenschaften besitzt. Das Herzstück einer Agave wird dazu mit einem Rundmesser ausgehöhlt, der Saft aufgefangen und vergoren.Um den Saft abzusaugen benutzte er einen länglichen Kürbis, der oben und unten ein kleines Loch hatte. Er steckte das schlanke Kürbisende in den Saft und saugte an dem runden. Der Saft zog sich so in den Kürbis. Dann hielt er das obere Loch zu, um dann über dem Sammelgefäß den Finger wegzunehmen, und den Saft auslaufen zu lassen 
Als nächstes schnitt er eine Schicht eines jungen Agavenblattes ab, schälte die äußere Haut und zog feste Pflanzenfasern heraus. Diese werden mit Pflanzensaft gefärbt und zu farbenfrohen Wandbehängen,  Tischdecken, Läufern und Ponchos verarbeitet.
Wenn man die Fasern geschickt mit der dornigen Spitze am Stück auslöst, gewinnt man sogar eine Nadel mit Faden.
Zwischen den Blattschichten der Agavenblätter befindet sich eine klebrige Schicht, die mit Wasser „aufgerieben“ das uns bekannte Aloe ergibt, das in der Kosmetik und Medizin Verwendung findet..

Das zweite Standbein der Genossenschaft ist Verarbeitung von Lavastein. Der weniger verdichtete, poröse Tuff wird zum bauen und in der Gärtnerei zur Bodenbelüftung verwendet. Der hochverdichtete, glasähnliche, schwarze Lavastein, der Obsidian wird zu Schmuck und Kultgegenständen verarbeitet; ebenso wie der grün schimmernde „Jadestein“.

Wir fuhren weiter Teotihuacan, dem „Ort an dem die Menschen zu Göttern wurden“, wie die Übersetzung des Stadtnamens in der Sprache der Azteken hieß. In einem Hochtal von sanften Hügeln umgeben liegen die beiden Pyramiden und der Tempel der Gottes Quetzalcoatl, den wir zuerst besichtigten. Der Tempel ist geschmückt mit den Skulpturen des Schlangengottes, der für die Erde steht und den Masken des Regengottes. vom Tempel aus gelangt man auf die Straße der Toten, die 5 km lang ist und an vielen Ausgrabungen vorbei zur 46m hohen Pyramide des Mondes im Norden führt. Sie stellt das Weibliche, die Fruchtbarkeit dar. Rechtwinklig dazu befindet sich die Pyramide der Sonne. Nach dem Erklimmen der vielen hohen Stufen wird man in 63 m Höhe mit einem herrlichen Blick auf die Stadt Mexico City, das Hochtal und die sanften Berge im Hintergrund entschädigt. Ein wenig beeinträchtigt wurde das Ganze durch die endlosen Menschemassen. Es gibt in Mexiko nur zwei Wochen Urlaub. Eine Woche an Weihnachten und eine Woche vor Ostern – und heute war Sonntag, der Beginn der Ferienwoche. Trotzdem wollte ich diesen grandiosen Ausflug nicht missen.
In der Genossenschaft, die wir schon am Vormittag besucht hatten, ließen wir uns, so gegen 14:30 Uhr, im schattigen Gartenrestaurant mit hübschen Tischdecken und leckerer Menüauswahl das Mittagessen schmecken. Nach dem Essen wurde uns „mexikanischer Sekt“ serviert: ein Schluck Tequila mit Soda wurde mit der Serviette abgedeckt und das Glas zwei mal kräftig auf den Tisch geklopft. Das schäumende Gebräu musste schnell in einem Zug geleert werden. Kaum war es im Mund kam der Kellner von hinten, legte ein Tuch über die Augen und schüttelte den Kopf damit hin und her, dazu pfiff er laut und klopfte am Ende mit der Handkante auf den Hinterkopf. Nach dieser witzigen Einlag fuhren wir wieder, unterbochen von einer Polizeikontrolle und einem kleinen Stau, der von einem Unfall verursacht war, zurück zum Hotel.

Dort angekommen entspannten wir uns bei einem Becher Kaffee und einer erfrischenden Dusche. Etwas später bummelten wir durch die Stadt bei Nacht und ließen uns von den Künstlern und Artisten unterhalten, während wir in einer kleinen Straßenkneipe bei Suppe, Quesquidilla, Serveza und Vino Tinto saßen.

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